Das BSG, hier finden die Hilfe, die Sie brauchen
Premierminister Alexander De Croo, die Staatssekretärin für Gleichstellung der Geschlechter, Chancengleichheit und Vielfalt, Marie-Colline Leroy, Frank Vandenbroucke, Minister für Soziales und Öffentliche Gesundheit und das Institut für die Gleichstellung von Frauen und Männern gaben den Startschuss für die landesweite Sensibilisierungskampagne für die Betreuungszentren nach sexueller Gewalt (BSG). Ziel der zweimonatigen Kampagne ist es, möglichst viele Menschen auf die Existenz dieser Zentren aufmerksam zu machen und Opfer sexueller Gewalt zu ermutigen, sich so schnell wie möglich an das nächstgelegene BSG zu wenden, wo sie Hilfe und Unterstützung finden.
Die BSG bekannt machen und das Schweigen brechen: zwei große Herausforderungen
„Die BSG leisten wichtige Arbeit. Im Jahr 2021 nahmen die Zentren 1662 Opfer auf. Im Jahr 2022 stieg diese Zahl auf 3287. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 gab es bereits 3507 Opfer. Jeden Tag wenden sich im Durchschnitt elf Personen an ein BSG. Diese Zahlen sind alarmierend, aber sie spiegeln noch lange nicht das tatsächliche Ausmaß sexueller Gewalt wider, da viele Opfer, vor allem Frauen, es nicht wagen, ein BSG aufzusuchen bzw. nicht wissen, dass es dort einen Ort gibt, an dem sie ganzheitliche Betreuung erhalten können. Aus diesem Grund soll die heute gestartete Kommunikationskampagne die Existenz der Zentren bekannt machen und Opfer sexueller Gewalt dazu ermutigen, sich unverzüglich an ein BSG zu wenden“, betont Marie-Colline Leroy, Staatssekretärin für Gleichstellung der Geschlechter, Chancengleichheit und Vielfalt.
Mit der ersten Phase der Kampagne, die am 13. November einsetzt, soll die breite Öffentlichkeit angesprochen werden. Das Hauptziel besteht darin, das Bewusstsein für die Existenz der BSG in Belgien und ihre Aufgaben zu entwickeln. „ Es ist wichtig, dass die Opfer wissen, dass sie nicht allein sind und dass es einen Ort für sie gibt, den sie sieben Tage in der Woche rund um die Uhr aufsuchen können. Darüber hinaus bieten die BSG eine Betreuung durch speziell ausgebildete Fachkräfte an. Es sind daher die Teams der BSG, die wir in dieser ersten Phase der Kampagne in den Vordergrund stellen werden. Ihre bemerkenswerte Betreuungsarbeit und das aufmerksame Zuhören sind entscheidend dafür, dass die Opfer sich nach und nach wieder aufbauen können“, erklärt die Staatssekretärin für die Gleichstellung der Geschlechter, Chancengleichheit und Vielfalt.
Im Fokus des zweiten Teils der Kampagne stehen die (potenziellen) Opfer selbst, damit diese sich an die Zentren wenden, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der jüngeren Generation liegt. „Ein notwendiger Fokus. Zwar ist keine Altersgruppe vor sexueller Gewalt sicher, doch fast jedes dritte Opfer, das sich an ein BSG wendet, ist noch minderjährig. Zwei Drittel von ihnen sind jünger als 27 Jahre“, erläutert Michel Pasteel, Leiter des Instituts für die Gleichstellung von Frauen und Männern.
Unsere Botschaft soll die Opfer beruhigen, indem sie auf die Existenz der Zentren hinweist und unterstreicht, dass sie selbst über die weiteren Schritte und die für sie geeignete Betreuung bestimmen können.
Die in den drei Landessprachen geführte Kampagne läuft über einen Zeitraum von zwei Monaten und umfasst unter anderem Radiospots, öffentliche Plakate sowie Postings und Videos in den sozialen Netzwerken.
Jedes Opfer kann in jedem BSG betreut werden, unabhängig von Geschlecht, Wohnort, Sprache, Herkunft...
Deutschsprachige Personen können also ein BSG ihrer Wahl aufsuchen. Aus Gründen der geografischen Nähe können Opfer aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft an das BSG in Lüttich verwiesen werden, denn das für ihre Betreuung ausgebildete Personal spricht ebenfalls Deutsch. Das BSG kann auch Dolmetschdienste bieten. Am besten ist es, zuvor telefonisch Kontakt aufzunehmen, um sicherzustellen, dass die betreffenden Mitarbeiter anwesend sind.
In Bezug auf das Gebiet der Staatsanwaltschaft Eupen wird Staatssekretärin Marie-Colline Leroy die Kontakte mit den Akteuren vor Ort fortführen, um zu ermitteln, wie die Betreuung deutschsprachiger Opfer sexueller Gewalt schnellstmöglich verbessert werden kann. Sie wird insbesondere die Möglichkeit eines Pilotprojekts untersuchen, das den Transport der Opfer zum nächstgelegenen BSG übernimmt.
Bereits zehn BSG und neue kommen hinzu
Im Jahr 2017 öffneten die ersten drei BSG ihre Türen. Seitdem sind sieben weitere BSG hinzugekommen, das letzte am 8. November in Arlon. „Mit den drei neuen Zentren, die im föderalen Haushalt 2024 eingeplant sind (Mons, Wallonisch-Brabant und Halle-Vilvoorde), hat die Regierung ihr Ziel erreicht, dass jedes Opfer ein BSG in der Nähe seiner Wohnung erreichen kann. Der Kampf gegen sexuelle Gewalt ist für uns alle eine Priorität. Solche Taten sind im Jahr 2023 nicht mehr zu entschuldigen und dürfen nicht ungestraft bleiben. Die Opfer verdienen unsere volle uneingeschränkte Unterstützung“, kommentiert Premierminister Alexander De Croo.
Die Stärke der BSG: ein multidisziplinärer Ansatz
Ein BSG ist eine einmalige Zusammenarbeit zwischen Betreuern, Polizei und Justiz. Ein BSG bietet einem Opfer sexueller Gewalt kostenlose rechtliche und medizinische bzw. psychologische Hilfe und es kann zudem an einem einzigen Ort rund um die Uhr Anzeige erstatten. Die Opfer werden von ausgebildeten erfahrenen Fachkräften betreut. Der multidisziplinäre ganzheitliche Ansatz der BSG ermöglicht es den Opfern, die Folgeschäden zu minimieren, die Chancen einer psychologischen Heilung zu erhöhen und sich schneller zu erholen. Darüber hinaus erhalten auch die Betreuerinnen und Betreuer der Opfer Erklärungen und Ratschläge.
Annelies Verlinden, Ministerin für Inneres: „Opfer sexueller Gewalt können sicher sein, dass ihnen eine kompetente Aufnahme und Betreuung zuteil werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sittendezernats leisten dank ihrer speziellen Ausbildung in diesem Bereich Hervorragendes. Die Opfer müssen sich von der Polizei und den anderen Beteiligten verstanden und an einem sicheren Ort fühlen. Niemand darf sich ein zweites Mal als Opfer fühlen.“
Justizminister Paul Van Tigchelt: „Dank der Reform des Sexualstrafrechts werden die Täter härter bestraft und das Prinzip des Einvernehmens nimmt endlich einen zentralen Platz ein. Die Einrichtung der Betreuungszentren hat die Betreuung der Opfer sexueller Gewalt sowie die Chancen, die Täter aufzugreifen und strafrechtlich zu belangen, erheblich verbessert. Wir stellen fest, dass dieser Ansatz funktioniert. Immer mehr Opfer bitten um Hilfe und erstatten Anzeige. Es werden weitaus mehr Beweise zusammengetragen, sodass es möglich ist, aus dem Schema „Aussage gegen Aussage“ herauszukommen. Polizei und Justiz nehmen jede Anzeige ernst und tun alles, was in ihrer Macht steht, um den Täter zu finden und zu bestrafen.“
Frank Vandenbroucke, Minister für Soziales und Öffentliche Gesundheit: „Es ist von entscheidender Bedeutung, jedes Opfer so schnell wie möglich in einer sicheren Umgebung aufzunehmen und ihm vor allem die richtige Hilfe anzubieten: eine Hilfe, die auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist und sich seinen Wünschen anpasst. Als Minister für öffentliche Gesundheit habe ich von Anfang an die Einrichtung solcher Zentren für eine spezialisierte Betreuung im ganzen Land unterstützt. Dieser integrierte Ansatz bewährt sich seit 2017, er muss weiterhin unterstützt und gestärkt werden: Das tun wir.“